Raising cattle has been a tradition among small-scale farmers in Amazonia. Though cows are susceptive to diseases and injuries, they still represent the equivalent of a bank account to the average farmer. However, through domestic raise of Melipona bees, some have found a more stable and valuable source of income. The bees also encouraged them to shift their mode of production from mono-culture to agroforestry.

This story was researched with kind support of the Non-Timber Forest Products Foundation
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Wildbienen im Amazonas (Teil 2/2)

Von der Rinderhaltung zum Honig

Nach zwei Stunden Fahrt erreicht das Boot den ersten Bauernhof. Hier hat Seu Messias mit seiner Familie so etwas wie ein Paradies angelegt. «Seit ich Wildbienenhonig produziere, habe ich aufgehört mit der Rinderhaltung», erklärt er. Doch was sich in einem Nebensatz sagt, bedeutet einen grossen Schritt. Für Kleinbauern im Amazonas sind Kühe ihr Bankkonto. Dies obwohl Rinder aufwändig und anfällig auf Krankheiten und Verletzungen sind. «Insgesamt kein lohnendes Geschäft», meint Laray. Dennoch hat die Rinderhaltung gerade auch bei den Familien, die im letzten Jahrhundert aus dem Nordosten Brasiliens eingewandert sind, eine lange Tradition. Die Wildbienen andererseits haben ihren Platz in der amazonischen Geschichte und bei den Indigenen vor Ort. Der Wechsel zum Wildbienenhonig bedeutet denn auch so was wie ein Wechsel zu einer anderen Beziehung zum Regenwald und eine Anpassung an das lokale Wissen.

Seu Messias zeigt uns die Umgebung seines Hauses, wo sich gut 250 Bienenhäuschen befinden. Rundherum wachsen Kakao, Mango, Guava, Papaya, Urucu, etc. die Vielfalt nimmt kein Ende. «Mein Einkommen wird durch den Honig gesichert und durch die Bienen wachsen meine Nutzpflanzen jedes Jahr besser» erklärt er. «Das einzige Problem ist der Absatz an die Zwischenhändler».

In Brasilien besteht grosse Nachfrage nach Wildbienenhonig aus dem Amazonas. Das Problem liegt bei den Produzenten, die den Markt beliefern. Hier bei den Riberinhos, den Fluss-Anwohnern am Urubu, hatte die Honigproduktion bis vor wenigen Jahren eine grosse Bedeutung. Doch meistens vergingen bis zu neun Monate vom Zeitpunkt der Lieferung des Honigs bis zur eigentlich Zahlung durch die Zwischenhändler. Der Preis, welche die Bauern für ihr Produkt erhielten, betrug zudem knapp ein Drittel des Marktüblichen. «Kein Wunder, dass Viele damit aufhörten», stellt Seu Messias fest.

 

Die Casa do Mel und ihre Königin

Zur Förderung des Absatzes, hat die NTFP-Stiftung beschlossen, in der Region eine Casa do Mel, ein Haus des Honigs, aufzubauen. Ihr Ziel ist es ein stabiles Netz von Produzenten aufzubauen, welche die Casa regelmässig beliefern und sofort und transparent dafür bezahlt werden. Mit solchen Partnerschaften können umgekehrt auch verlässliche Handelsbeziehungen nach aussen, in die grossen Städte Brasiliens und ins Ausland geknüpft werden. «Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Gourmet-Szene in Europa bald Interesse daran findet», lacht Bratschi. «Vorerst weiss nur ich weshalb ich im Winter nie krank werde», meint er und gibt Honig in seinen Tee.

Die Produktion von Wildbienen-Honig setzt eine Spirale von positiven Effekten in Gange.

«Als wir mit dem Pilotprojekt begonnen haben, war das Ganze als eine Art Hilfsprojekt aufgegleist» erzählt Dieter Bratschi. «Mittlerweile ist unser Verhältnis zu den Produzenten eher partnerschaftlich. Sie brauchen unsere Hilfe kaum mehr. Doch damit der Wildbienenhonig  ein gutes Geschäft wird, muss nun der Absatz organisiert werden». Während die NTFP-Stiftung nach wie vor die philanthropische Teil wie Ausbildung und Züchtung übernimmt, wurde für das Geschäftliche ein Genossenschaftlicher Betrieb gegründet.

Am Rio Urubu, wo nächstes Jahr eine weitere Casa do Mel aufgebaut wird, kommen zusätzliche Partner zum Zug. Verschiedene lokale Schreiner haben bereits zugesagt, die Holzkisten für die ersten Bienenwaben im Tausch für ein Kilo Honig herzustellen. «Hier im Amazonas haben wir schon so viele Initiativen gesehen. Die Leute sind ein bisschen vorsichtig geworden. Deshalb ist die Einbindung des Bienenprojekts in die Gesellschaft und regelmässiger Kontakt sehr wichtig.», sagt Laray, welcher unermüdlich zwischen den beiden Projektorten hin- und her reist.

Schliesslich spürt man, dass der Wildbienenhonig den Initiatoren mehr bedeutet als ein Auskommen. Am späteren Nachmittag sitzen wir bei Dona Ana vor dem Haus. Sie erzählt von der Festa do Mel und wie früher die Journalisten von weit hergekommen seien, um darüber zu berichten. Dies war bevor der Zwischenhandel eingebrochen war. Schliesslich wird das Honigfest aber noch immer gefeiert. «Wir haben sogar eine Rainha do Mel – die Miss Honig», meint sie und deutet verschmitzt auf die Schleifen an ihrer Wohnzimmerwand. «Die hat alle meine Tochter gewonnen», lächelt sie. «Wer wird es wohl dieses Jahr?» Sicherlich wird Miss Honig die Partnerschaft mit der Natur, wie sie zwischen Mensch und Wildbienen entsteht, ebenfalls zu schätzen wissen.

von sonja.schenkel@paititi-lab.org

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